In diesem Working Paper wird eine Methodik zur Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume entwickelt, um diese Räume anhand von Daten der amtlichen Statistiken beschreiben und analysieren zu können. Hierzu werden zwei Dimensionen definiert, jeweils mit mehreren Indikatoren operationalisiert und mit Hilfe einer Hauptkomponentenanalyse zu je einem Index aggregiert. Zum einen wird die Dimension Ländlichkeit genutzt, um ländliche von nicht-ländlichen Regionen abzugrenzen und um innerhalb dieser Raumkategorie zwischen eher ländlichen und sehr ländlichen Räumen zu unterscheiden. Die Ländlichkeit ist tendenziell umso ausgeprägter, je geringer die Siedlungsdichte, je höher der Anteil land- und forstwirtschaftlicher Fläche, je höher der Anteil der Ein- und Zweifamilienhäuser, je geringer das Bevölkerungspotenzial und je schlechter die Erreichbarkeit großer Zentren ist. Zum zweiten wird die Dimension sozioökonomische Lage verwendet, um die ländlichen Regionen in solche mit guter und weniger guter sozioökonomischer Lage auszudifferenzieren. Damit wird die Erkenntnis aufgegriffen, dass mit Ländlichkeit keineswegs automatisch sozioökonomische Problemlagen einhergehen. Durch die Kombination beider Dimensionen entstehen so neben dem nicht-ländlichen Raumtyp vier Typen. Im Ergebnis der Abgrenzung leben 57,2 % der Einwohner Deutschlands in ländlichen Räumen auf 91,3 % der Fläche. Die Bevölkerungsanteile der vier ländlichen Raumtypen sind relativ ausgeglichen und liegen zwischen ca. 11 und 16 %.
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Dieser Artikel untersucht, welchen Beitrag regionale Kooperationen zur Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen leisten können. Die theoretischen Grundlagen bieten der akteurzentrierte Institutionalismus sowie die Diskussionen zu regionaler Kooperation und Governance. Die empirische Basis des Beitrages sind fünf Fallstudien in peripheren ländlichen Regionen. Im Ergebnis zeigt sich, dass Kooperationen bei der Einwerbung von Fördermitteln, dem Erfahrungsaustausch sowie der Erstellung von Analysen und Konzepten relevant sind. Projekte werden allerdings überwiegend einseitig entwickelt und umgesetzt. Regionale Kooperation hat vor allem dann eine Chance, wenn deutliche Kostenvorteile bestehen. Eine verordnete Kooperation durch kommunale Gebietsreformen löst die beschriebenen Probleme nicht, da die Einspareffekte bezweifelt werden und die Konflikte in den politischen Gremien fortbestehen. Die kritische Einschätzung regionaler Kooperation zur Sicherung der Daseinsvorsorge scheint auch auf Stadtregionen übertragbar.
Dieser Artikel untersucht, welchen Beitrag regionale Kooperationen zur Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen leisten können. Die theoretischen Grundlagen bieten der akteurzentrierte Institutionalismus sowie die Diskussionen zu regionaler Kooperation und Governance. Die empirische Basis des Beitrages sind fünf Fallstudien in peripheren ländlichen Regionen. Im Ergebnis zeigt sich, dass Kooperationen bei der Einwerbung von Fördermitteln, dem Erfahrungsaustausch sowie der Erstellung von Analysen und Konzepten relevant sind. Projekte werden allerdings überwiegend einseitig entwickelt und umgesetzt. Regionale Kooperation hat vor allem dann eine Chance, wenn deutliche Kostenvorteile bestehen. Eine verordnete Kooperation durch kommunale Gebietsreformen löst die beschriebenen Probleme nicht, da die Einspareffekte bezweifelt werden und die Konflikte in den politischen Gremien fortbestehen. Die kritische Einschätzung regionaler Kooperation zur Sicherung der Daseinsvorsorge scheint auch auf Stadtregionen übertragbar. ; This article deals with the question to what extent regional cooperation can contribute to sustain the provision of services of general interest in rural areas. Actor-centred institutionalism and a discussion about regional cooperation and governance build the theoretical framework of the analysis. The article presents empirical evidences from five case studies in peripheral rural regions. As a result, regional actors engage in cooperation most notably to acquire funding, to exchange experiences, to prepare concepts and to conduct analyses. They develop and implement their projects, however, predominantly unilateral. The opportunity for cooperation emerges if collaborators benefit from considerable cost advantages. Local government reforms as a dictated form of cooperation cannot solve the characterised problems because the intended savings are disputable and local conflicts persist in the new political bodies. The slight potentials of regional cooperation for sustaining services of general interest seem to be transferable to agglomerations.
In der raumwissenschaftlichen Diskussion über soziodemographische Wandlungsprozesse werden strukturstarke ländliche Räume meist nicht als Problemregionen betrachtet. Für die ländlichen Räume innerhalb des wirtschaftlichen Kernraumes von Europa wird meist demographisches und wirtschaftliches Wachstum in die Zukunft fortgeschrieben. In diesem Beitrag wird diese These hinterfragt. Dazu werden ein Fallstudiendesign und die Szenario-Methode verwendet, um absehbare Entwicklungen und geeignete politische Maßnahmen zu identifizieren. Am konkreten Fall der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens wird mit einem Trendszenario verdeutlicht, dass voraussichtlich auch in strukturstarken, ländlichen Regionen langfristig demographische, wirtschaftliche und infrastrukturelle Probleme auftreten werden. Lokal sind Entvölkerung, Alterung, wirtschaftlicher Niedergang und Unterversorgung in der Infrastrukturversorgung zu befürchten. Ein Strategieszenario zeigt, dass adäquates politisches Handeln die spezifische Ausgangssituation in den verschiedenen Teilregionen berücksichtigen sollte. Differenzierte Strategien für ein strukturstarkes Mittelzentrum, einen suburbanen Raum, einen strukturstarken ländlicher Raum, ein ländlich peripheres Gebiet mit größeren Dörfern sowie ein ländlich peripheres Gebiet mit disperser Siedlungsstruktur scheinen erforderlich. Entsprechende Handlungsansätze zur Reaktion auf den demographischen und wirtschaftlichen Wandel umfassen beispielsweise eine innovationsorientierte Regionalpolitik oder die Schaffung seniorenfreundlicher Raumstrukturen. Um negative Effekte der künftigen Entwicklung vermeiden und entstehende Chancen nutzen zu können, müssen die regionalen Akteure jedoch zunächst erkennen, dass die positive Entwicklung der Vergangenheit nicht einfach in die Zukunft fortgeschrieben werden kann.
Regions are often viewed like businesses that compete with each other for people, investments and jobs. Private-sector instruments are being adopted in this context without providing evidence for positive management outcomes and clarifying the conditions under which their application is meaningful. Against this background, the German Federal Ministry of Food and Agriculture (BMEL) tested three instruments as part of a pilot programme: the selection of regions eligible for financial assistance through a competitive process, management based on quantifiable targets and the comprehensive decentralization of decision-making, including the administration of those funds that BMEL allocated to the regions. Based on 124 interviews, 61 participant observations and documentary research, we contribute to the literature on rural governance and entrepreneurial regions in showing that these instruments are less effective, efficient and legitimate than New Public Management theory purports. We argue that these deficits do not result essentially from an inappropriate use of the instruments as often proposed but from general problems associated with actor constellations, institutions and the policy context. Therefore, we suggest not to use the instruments tested and recommend instruments focusing on regional needs, mutual learning and democratically legitimized institutions.
Gerade ländliche Regionen, deren Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft schrumpfen, stehen vor großen Herausforderungen, die Daseinsvorsorge zu sichern. Dort sind einerseits der Veränderungsdruck besonders hoch und andererseits die Ressourcen und Kapazitäten zur Anpassung besonders gering. Vor diesem Hintergrund gibt es aktuell zahlreiche politische Diskussionen und Initiativen, um diesen Regionen zu helfen und damit gleichwertige Lebensverhältnisse zu gewährleisten. Daher untersuchen wir die folgende Forschungsfrage: In welchen Regionen bestehen besondere Herausforderungen zur Anpassung der Daseinsvorsorge und was lässt sich aus den aktuellen Erfahrungen mit regionalen Strategien lernen? Zunächst wird sekundärstatistisch gezeigt, dass lediglich ein kleiner Teil der ländlichen Regionen in den letzten 15 Jahren von deutlicher Schrumpfung betroffen war. Auch wenn Schrumpfung mit geringerer Ausstattung der Daseinsvorsorge einhergeht, bestehen Unterschiede zwischen den Schrumpfungsregionen hinsichtlich "objektiver" Problemkonstellationen. Hinzu kommt, dass das bloße Fehlen von Angeboten keinesfalls mit einer negativen Bewertung der Angebotssituation seitens der Bevölkerung übereinstimmen muss. Um aktuelle Anpassungsstrategien zu untersuchen, werden anschließend konkrete Praxisbeispiele aus dem Modellvorhaben Land(auf )Schwung ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und die Nutzung neuer Möglichkeiten der Digitalisierung in vielen der 13 beteiligten Regionen verfolgt werden. Die Analyse verdeutlicht aber auch die Grenzen beider Strategien, die vor allem im hohen Unterstützungsbedarf der Engagierten bzw. in Widerständen von Personal und Nutzern der Daseinsvorsorgeangebote bestehen. Abschließend werden Handlungsempfehlungen zur räumlichen und inhaltlichen Fokussierung von Förderinstrumenten gegeben und eine Stärkung der kommunalen Finanzausstattung als besonders effiziente Handlungsoption empfohlen. ; Rural regions in particular, whose population and economic power are shrinking, face major challenges in securing basic services. On the one hand, the pressure for change is particularly high in these regions, while on the other hand the resources and capacities for adaptation are particularly limited. Against this background, there are currently numerous political discussions and initiatives to help these regions and thus ensure equal living conditions. We are therefore investigating the following research question: What German regions face particular challenges for the adaptation of basic services and what can be learned from current experiences with regional strategies? First, secondary statistics show that only a small part of Germany's rural regions has been affected by significant shrinkage over the last 15 years. Even if shrinkage is accompanied by a reduction in the provision of basic services, there are differences between the shrinking regions in terms of "objective" problem constellations. In addition, the mere lack of service offers does not necessarily mean that the population's assessment of the supply situation is negative. In order to examine current adaptation strategies, specific practical examples from the "Land(auf )Schwung" ("Rural Upswing") pilot programme will then be evaluated. It is shown that the strengthening of voluntary engagement and the use of new digital technics are being pursued in many of the 13 participating regions. However, the analysis also highlights the limitations of both strategies, which are mainly due to the high demand for support from those involved and resistance from staff and users of basic services. Finally, policy recommendations are provided, emphasising a stronger spatial and content-related focus of funding instruments. Furthermore, we recommend to strengthen municipal financial resources as a particularly efficient option for action. ; Les zones rurales dont la population et l'impact économique diminuent font face à de grands défis pour assurer le maintien des services d'intérêt général. Les changements y exercent une pression particulièrement forte, tandis que les ressources et les capacités d'adaptation sont très réduites. Une situation qui donne lieu à l'heure actuelle à de nombreux débats politiques et initiatives en vue d'aider ces régions à maintenir le niveau de vie. C'est pourquoi nous examinons la question de recherche suivante: quelles régions font-elles face à des défis particuliers pour adapter les services d'intérêt général et quelle est la leçon tirée des expériences actuelles avec les stratégies régionales? Il va être démontré tout d'abord au niveau statis-tique secondaire que seule une petite partie des zones rurales est concernée par un rétrécissement clair au cours des 15 dernières années. Même si le rétrécissement s'accompagne d'une offre amoindrie en services d'intérêt général, il existe des différences entre les zones en voie de rétrécissement concernant des constellations problématiques «objectives». À cela vient s'ajouter le fait que la seule absence d'offres ne correspond pas forcément à une évaluation négative de la situation au niveau de l'offre de la part de la population. Afin d'examiner les stra-tégies d'adaptation actuelles, des exemples pratiques concrets issus du projet pilote Land(auf)Schwung [Élan rural] vont être évalués. Il s'avère ici que le renforcement de l'engagement citoyen et le recours aux nouvelles possibilités de la numérisation sont poursuivis dans beaucoup des 13 régions concernées. Mais l'analyse révèle aussi les limites des deux stratégies qui consistent essentiellement dans un besoin d'assistance élevé des personnes engagées et dans les résistances du personnel et des utilisateurs des offres des services d'intérêt général. Enfin, des recommandations d'action sont faites pour une concentration des instruments de soutien en termes d'espace et de contenu et un renforcement des ressources financières communales est recommandé en tant qu'option d'action par-ticulièrement efficace.
Gerade ländliche Regionen, deren Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft schrumpfen, stehen vor großen Herausforderungen, die Daseinsvorsorge zu sichern. Dort sind einerseits der Veränderungsdruck besonders hoch und andererseits die Ressourcen und Kapazitäten zur Anpassung besonders gering. Vor diesem Hintergrund gibt es aktuell zahlreiche politische Diskussionen und Initiativen, um diesen Regionen zu helfen und damit gleichwertige Lebensverhältnisse zu gewährleisten. Daher untersuchen wir die folgende Forschungsfrage: In welchen Regionen bestehen besondere Herausforderungen zur Anpassung der Daseinsvorsorge und was lässt sich aus den aktuellen Erfahrungen mit regionalen Strategien lernen? Zunächst wird sekundärstatistisch gezeigt, dass lediglich ein kleiner Teil der ländlichen Regionen in den letzten 15 Jahren von deutlicher Schrumpfung betroffen war. Auch wenn Schrumpfung mit geringerer Ausstattung der Daseinsvorsorge einhergeht, bestehen Unterschiede zwischen den Schrumpfungsregionen hinsichtlich "objektiver" Problemkonstellationen. Hinzu kommt, dass das bloße Fehlen von Angeboten keinesfalls mit einer negativen Bewertung der Angebotssituation seitens der Bevölkerung übereinstimmen muss. Um aktuelle Anpassungsstrategien zu untersuchen, werden anschließend konkrete Praxisbeispiele aus dem Modellvorhaben Land(auf)Schwung ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und die Nutzung neuer Möglichkeiten der Digitalisierung in vielen der 13 beteiligten Regionen verfolgt werden. Die Analyse verdeutlicht aber auch die Grenzen beider Strategien, die vor allem im hohen Unterstützungsbedarf der Engagierten bzw. in Widerständen von Personal und Nutzern der Daseinsvorsorgeangebote bestehen. Abschließend werden Handlungsempfehlungen zur räumlichen und inhaltlichen Fokussierung von Förderinstrumenten gegeben und eine Stärkung der kommunalen Finanzausstattung als besonders effiziente Handlungsoption empfohlen.
AbstractAgainst the background of demographic change and municipal austerity, policy‐makers are evoking the crucial role that younger retirees could play in supplementing the provision of basic services through volunteering. This article ties into this discussion, critically questioning the potential of (younger) senior citizens' volunteering as a way of maintaining basic services in shrinking regions. Qualitative interviews from two regional case studies in rural Germany provide insights into the motivations, forms and contexts of such volunteering. The empirical results show that the potential for basic service provision is limited. Key players engaged in multiple activities and more‐passive types of contact‐seekers have little interest in taking on further tasks. Traditional basic services do not fit in with the interests of potential volunteers, and time budgets are constrained by alternative activities and commitments. Furthermore, volunteering is hampered by very basic structural conditions of peripheral rural life. Overall, our results reflect the heterogeneity and diversity of (older) rural milieus and lifestyles, and challenge persistent scientific perceptions of rural and, especially, village populations as place‐based closely knit communities.
Die Sicherung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Räumen wird in Wissenschaft, Politik und Praxis viel diskutiert. Dabei sind die aktuellen Standortfaktoren für die Niederlassung von Hausärzten nur unzureichend bekannt, da sich bisherige Studien auf berufliche Faktoren beschränken oder die Standortvorstellungen von Nachwuchsmedizinern und nicht die tatsächlichen Standortentscheidungen für die Niederlassung untersuchen. Die Forschungsfrage dieses Beitrags lautet: Welche beruflichen und privaten Standortfaktoren beeinflussen Hausärzte bei ihren Niederlassungsentscheidungen in ländlichen Räumen? Dazu werden zunächst zwei regionale Fallstudien mit insgesamt 21 leitfadengestützten Interviews mit Experten und neu niedergelassenen Medizinern durchgeführt, um ausschlaggebende Standortfaktoren herauszuarbeiten. Darauf aufbauend werden die Bedeutung ausgewählter Standortfaktoren für die regional ungleichen Hausarztdichten und die Entwicklungen der Hausarztzahlen mithilfe multipler Regressionen bundesweit quantifiziert. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere berufliche Aspekte, wie ökonomische Planbarkeit, enger Patientenkontakt, organisatorische Freiheiten, sowie biographische Bezüge in die Regionen entscheidende Kriterien für die Standortwahl sind. Darüber hinaus hat die Familienfreundlichkeit des alltäglichen Umfelds großes Gewicht. Andere weiche Standortfaktoren, wie die Nähe zu einem hochwertigen Kultur- und Freizeitangebot, erweisen sich hingegen als eher unbedeutend. Schließlich besteht ein Zusammenhang zwischen der stationären und der ambulanten Versorgung. So waren viele Hausärzte bereits in einem Krankenhaus in der Region tätig und ließen sich dann aufgrund der besseren Arbeitsbedingungen und Vereinbarkeit mit der Familie hausärztlich nieder. Die Ergebnisse weisen auf einen Wandel der Standortfaktoren hin, wodurch sich weiterer Forschungsbedarf und konkrete Handlungsempfehlungen ergeben.
Die deutsche Peripherisierungsdebatte wendet ihre Aufmerksamkeit vor allem dünn besiedelten ländlichen Räumen und in diesen Regionen dem auf Fallstudienbasis beobachteten Abbau von Daseinsvorsorgeeinrichtungen zu. In dieser ausstattungsbezogenen Debatte sind Unterschiede innerhalb ländlicher Räume ebenso wie subjektive Wahrnehmungen und Bewertungen der Bevölkerung bislang nur wenig beachtet worden. Der Beitrag beleuchtet im ersten Schritt am Beispiel von Einrichtungen der Daseinsvorsorge im Bildungs- und Betreuungsbereich in Niedersachsen Veränderungen der Zahl und der Dichte von Grundschulen und Kindertagesstätten. Deutschlandweite Befragungsdaten werden anschließend auf Ausstattungs- und Bewertungsunterschiede zwischen unterschiedlichen Siedlungstypen hin untersucht. Es wird gezeigt, dass es in ländlichen Räumen sowohl Ausdünnungs- und Konzentrationsprozesse als auch einen Ausbau von Daseinsvorsorgeeinrichtungen in quantitativer und qualitativer Hinsicht gibt. Wahrgenommene Verschlechterungen beschränken sich nicht auf ländliche oder peripher-ländliche Räume, vielmehr geben die Befragungsdaten Hinweise auf wahrgenommene Verbesserungen und Verschlechterungen der wohnortnahen Daseinsvorsorgeausstattung über alle Siedlungs- und Raumtypen hinweg. In der Ergebnisinterpretation werden Gewöhnungseffekte, Abwanderung von Unzufriedenen, Bewältigungs- und Kompensationsstrategien sowie sozialgruppenspezifische Bewertungsmaßstäbe als zu berücksichtigende Faktoren genannt. Für weiterführende Forschungen bedeutet dies, dass vertiefende Studien einzelner Daseinsvorsorgebereiche, Erwartungshaltungen und Bewältigungsstrategien, aber auch mentale Anpassungsprozesse raumtypenvergleichend und disziplinenübergreifend notwendig sind, um das Konzept der Peripherisierung konzeptionell und empirisch besser zu untersetzen.
In Europa verschwinden seit Jahrzehnten kleine Läden aus ländlichen Räumen, so dass gerade Personen ohne Auto immer größere Schwierigkeiten haben, sich zu versorgen. Der Beitrag vergleicht die verschiedenen Strategien zur Sicherung der Nahversorgung in sechs ausgewählten Ländern mit den Ansätzen in Deutschland. Die Strategien werden in die bestehenden Problemlagen und Marktbedingungen eingebettet, um systematische Vergleiche zu ermöglichen und die Übertragbarkeit der Ansätze diskutieren zu können. Zu diesem Zweck werden sekundäre Daten zu Kontextfaktoren ausgewertet sowie eine Literatur- und Internetrecherche zu den Strategien privater Initiativen, der Raumplanung, der Förderpolitik und der Bürgergesellschaft durchgeführt. Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich die Versorgungsprobleme, Wettbewerbsintensitäten, das Verständnis von Nahversorgung als Teil der Daseinsvorsorge, das Potenzial bürgerschaftlichen Engagements und die verfolgten Strategien erheblich unterschieden. Die jeweilige Konstellation ist in allen Ländern verschieden. Insgesamt konnten die Aktivitäten in keinem der untersuchten Länder trotz teils erheblichen Aufwands die Ausdünnung der Nahversorgung stoppen oder gar umkehren. Teilweise entwickeln zwar Handelsunternehmen Dorfladenformate, die aber deutlich höhere Preise für die Verbraucher voraussetzen, so dass dieser Ansatz insbesondere für einkommensstarke Räume mit wenig Konkurrenz geeignet ist. Raumplanerische Regulierungen können das Verschwinden des traditionellen, inhabergeführten Einzelhandels verzögern. Die Übertragung strenger Regeln auf Länder wie Deutschland, in denen dieser Prozess bereits weit fortgeschritten ist, erscheint aber wenig sinnvoll. Deutschland, das unter anderem stark auf die finanzielle Förderung von Nahversorgungseinrichtungen setzt, kann hierbei von den internationalen Erfahrungen lernen. So sollten in erster Linie Investitionen in bestehende Einrichtungen gefördert werden und dabei klare Kriterien, die Bedarf und wirtschaftliches Potenzial erkennen lassen, zu Grunde gelegt werden. ; In rural Europe, small shops have closed down for decades and persons without a car available have increasing problems to supply themselves. The paper compares different strategies to maintain local supply in six selected countries with approaches in Germany. In order to compare systematically and to discuss the transferability of the approaches, we also investigate problem constellations and market conditions. Secondary data are thus analysed to shed light on contextual factors. We identified strategies of private initiatives, spatial planning, funding policy as well as communities by literature review and internet research. Our results highlight the differences regarding provision deficits, the intension of competition, the view of local supply as a service of general interest, the potential for community services, and the strategies pursued. The respective constellation differs among all countries. However, the strategies in neither of the researched countries were able to stop or even reverse the thinning-out process in spite of substantial effort. Some retail companies have developed a concept for village shops, but this entails higher prices for the consumers and is rather feasible for economically viable regions where the competition among shops is low. Planning regulation might postpone the disappearing of traditional independent stores. Transferring these regulations to countries like Germany, where this structural change is already far advanced, seems inappropriate. The German approach focuses on financial support among others and could be improved with the experiences researched in other countries. For example, investments in existing shops should be subsidized using clear criteria which indicate social demand and economic potential.
"In Europa verschwinden seit Jahrzehnten kleine Läden aus ländlichen Räumen, so dass gerade Personen ohne Auto immer größere Schwierigkeiten haben, sich zu versorgen. Der Beitrag vergleicht die verschiedenen Strategien zur Sicherung der Nahversorgung in sechs ausgewählten Ländern mit den Ansätzen in Deutschland. Die Strategien werden in die bestehenden Problemlagen und Marktbedingungen eingebettet, um systematische Vergleiche zu ermöglichen und die Übertragbarkeit der Ansätze diskutieren zu können. Zu diesem Zweck werden sekundäre Daten zu Kontextfaktoren ausgewertet sowie eine Literatur- und Internetrecherche zu den Strategien privater Initiativen, der Raumplanung, der Förderpolitik und der Bürgergesellschaft durchgeführt. Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich die Versorgungsprobleme, Wettbewerbsintensitäten, das Verständnis von Nahversorgung als Teil der Daseinsvorsorge, das Potenzial bürgerschaftlichen Engagements und die verfolgten Strategien erheblich unterschieden. Die jeweilige Konstellation ist in allen Ländern verschieden. Insgesamt konnten die Aktivitäten in keinem der untersuchten Länder trotz teils erheblichen Aufwands die Ausdünnung der Nahversorgung stoppen oder gar umkehren. Teilweise entwickeln zwar Handelsunternehmen Dorfladenformate, die aber deutlich höhere Preise für die Verbraucher voraussetzen, so dass dieser Ansatz insbesondere für einkommensstarke Räume mit wenig Konkurrenz geeignet ist. Raumplanerische Regulierungen können das Verschwinden des traditionellen, inhabergeführten Einzelhandels verzögern. Die Übertragung strenger Regeln auf Länder wie Deutschland, in denen dieser Prozess bereits weit fortgeschritten ist, erscheint aber wenig sinnvoll. Deutschland, das unter anderem stark auf die finanzielle Förderung von Nahversorgungseinrichtungen setzt, kann hierbei von den internationalen Erfahrungen lernen. So sollten in erster Linie Investitionen in bestehende Einrichtungen gefördert werden und dabei klare Kriterien, die Bedarf und wirtschaftliches Potenzial erkennen lassen, zu Grunde gelegt werden." (Autorenreferat)
Wirtschaftliche Innovationen sind eine Triebkraft ökonomischer Entwicklung. Dennoch spielen Innovationen in der Forschung zu ländlichen Räumen kaum eine Rolle. Gleichzeitig fokussiert die regionale Innovationsforschung stark auf Agglomerationsräume. Dieser räumliche Bias der Innovationsforschung kann theoretische oder methodische Ursachen haben. So fokussieren die angewandten Definitionen von Innovationen häufig auf radikale Neuerungen in wissensintensiven Branchen, die sich in den Ballungsräumen konzentrieren. Räumliche Innovationstheorien argumentieren mit Agglomerationsvorteilen, was den Blick auf kleine Cluster und Einzelunternehmen in ländlichen Räumen verstellt. Methodische Probleme entstehen durch die unzureichenden Indikatoren in der Sekundärstatistik zur Messung von Innovationen sowie die fehlende regionale Repräsentativität von groß angelegten Unternehmensbefragungen. Vor diesem Hintergrund ist eine abschließende Beschreibung und Erklärung der räumlichen Verteilung von Innovationen derzeit kaum möglich. Die empirischen Befunde anderer Autoren und eigener Berechnungen weisen aber darauf hin, dass Betriebe im ländlichen Raum bei gegebener Branchenstruktur nicht weniger innovativ sind als andere Betriebe. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf die komparativen Vorteile von ländlichen Räumen. Hier sind vor allem Betriebe, die in ihrer Innovationstätigkeit auf Kooperationen mit anderen setzen, angesiedelt. Zum Teil konnte eine relativ höhere Aktivität innovativer Unternehmen bei Prozessinnovationen oder bei der Einführung von Marktneuheiten nachgewiesen werden. Insgesamt gibt es zwar einen starken positiven Einfluss von Agglomerationseffekten auf die räumliche Verteilung von Betrieben innovativer Branchen, Unternehmen in ländlichen Räume haben aber dennoch strategische Möglichkeiten, um Standortnachteile auszugleichen und potenzielle Vorteile der geringen Dichte zu nutzen. Sie können bspw. ihre Mitarbeiter weiterqualifizieren, um einer Fachkräfteknappheit zu entgehen, Wissen über räumlich weit entfernte Netzwerke generieren oder von der geringen Wettbewerbsintensität profitieren. Weitere Forschung ist jedoch nötig, um räumliche Innovationsprozesse besser zu verstehen und die beobachteten Muster zu erklären und um Politiken besser auf die Besonderheiten ländlicher Räume zuschneiden zu können.
Diese Studie zeigt für insgesamt 13 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftskraft, soziale Lage sowie Daseinsvorsorge und Infrastruktur, wie sich die regionalen Disparitäten in Deutschland seit dem Jahr 2000 entwickelt haben. Im Ergebnis lässt sich auf der räumlichen Analyseebene der Kreisregionen weder ein grundsätzliches Auseinanderdriften der Regionen in Deutschland noch eine pauschale Abkopplung ländlicher Räume von der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung feststellen. Für 11 der 13 Indikatoren waren die ermittelten Disparitäten im Untersuchungszeitraum relativ konstant oder haben abgenommen, bei zwei Indikatoren haben sie zugenommen. Unterschiede zwischen der Gesamtheit der ländlichen und der der nichtländlichen Räume sind ebenfalls bei 11 der 13 Indikatoren über den gesamten Beobachtungszeitraum nahezu nicht vorhanden, konstant geblieben oder haben sich zugunsten der ländlichen Räume entwickelt. Zum Teil dürfte vor allem letzteres auf eine passive Sanierung zurückzuführen sein, da insbesondere viele ländliche Regionen von einem Bevölkerungsrückgang gekennzeichnet sind. Am Ende des Beobachtungszeitraums stehen die ländlichen Räume in ihrer Gesamtheit bei drei der betrachteten 13 Indikatoren besser da als die Gesamtheit der nicht-ländlichen Räume, bei vier schlechter und bei sechs ist kein nennenswerter Niveauunterschied (mehr) vorhanden. Über alle Indikatoren hinweg lassen sich keine einheitlichen räumlichen Muster identifizieren. Inwiefern bestehende regionale Unterschiede und deren Entwicklung im Zeitablauf einen politischen Handlungsbedarf begründen, ist in erster Linie eine normative und keine wissenschaftliche Frage, sodass sie von den gesellschaftlich dazu legitimierten Entscheidungsträgern zu beantworten ist. Die Ergebnisse dieser Studie können dazu beitragen, die Entscheidungsgrundlage für die politisch Verantwortlichen zu verbessern. ; In this study, we investigate the development of regional disparities with regard to economic, social, and infrastructural indicators for Germany. We analyse a total of 13 indicators on the scale of county regions and review particularly the period from 2000 until the most recent year for which data are available. As a result, we neither observe that regions in Germany are generally diverging nor that rural areas are lagging behind the socio-economic development of the whole society. Eleven out of 13 indicators show rather stable or decreasing disparities and we observe increasing disparities in terms of two indicators. Territorial inequalities between rural and nonrural areas do almost not exist over the whole period under study, remained virtually stable or developed in favour of rural regions with regard to again eleven of the 13 indicators. However, the decreasing disparities could result at least partly from an effect called 'passive regeneration'. This means that the convergence is not driven by real improvements, but only by a decline of the relation group in the denominator, for instance in the course of outmigration which many rural regions were affected by. At the end of the observation period, rural areas in total outperform non-rural areas concerning three indicators, they lack behind in respect of four indicators, and there is no significant difference (anymore) between both spatial types regarding six indicators. Altogether, the 13 indicators build no consistent pattern in space. Whether existing disparities and their developments from the year 2000 on call for political action, remains first and foremost a normative and no scientific question. Therefore, democratically legitimated decision makers have to answer this question. Our study results may contribute to this discussion by improving the basis for decision-making for the people in power.